Schlafbezogene Atmungsstörungen: Schlaf-Apnoe-Syndrom

Zu den häufigsten und wohl auch bekanntesten Schlafstörungen gehören die schlafbezogenen Atmungsstörungen. Nächtliche Atemstillstände während des Schlafes und bei einigen Formen eine Verbindung mit nächtlichem Schnarchen sind hierbei charakteristisch.

Häufigkeit

• ca. ein bis zwei Prozent der Bevölkerung
• erhöhter Anteil des männlichen Geschlechtes
• Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr. In dieser Altersgruppe liegt der Anteil, je nach Studie, bei fünf bis neun Prozent der Bevölkerung.

Symptome

Als Leitsymptome gelten ein lautes und unregelmäßiges Schnarchen während der Nacht und vom Bettpartner beobachtete Atempausen. Diese Atempausen und die häufig explosionsartig wiedereinsetzende Atmung mit kurzem Erwachen werden vom Betroffenen weder während des Schlafes bemerkt noch nach dem Erwachen erinnert. Sehr häufig werden Tagesschläfrigkeit mit Einschlafneigung und Monotonie-Intoleranz, morgendliche Schläfrigkeit, morgendlicher Kopfschmerz oder Einschränkungen im Leistungsvermögen bis hin zu depressiven Stimmungslagen festgestellt. Die betroffenen Patienten klagen auch vermehrt über nächtliches Schwitzen, unruhigen Schlaf oder Libidoverlust bzw. Potenzstörungen.

Internistische Begleiterkrankungen führen bei schweren unbehandelten Schlafapnoe-Syndromen dazu, dass sich die Lebenserwartung um bis zu zehn Jahre reduzieren kann.

Ursachen

Die obstruktiven* Formen der schlafbezogenen Atmungsstörungen sind gekennzeichnet durch wiederholte Verengungen der oberen Atemwege während des Schlafens. Kurzzeitiger Atemstillstand, Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut und atmungsstimulierende Weckreaktionen sind weitere Begleiterscheinungen.

Die Atemstillstände kommen oft in einer Häufigkeit von bis zu 60 pro Stunde Schlaf vor. Infolge der atmungsstimulierenden Weckreaktionen kommt es zu einer deutlichen Zerstückelung des Nachtschlafes. Der Schlaf wirkt nicht mehr erholsam und der/die Betroffene ist mit einer Schläfrigkeit am Tag konfrontiert.

Atemstillstände während des Schlafes entstehen durch einen bei reduzierter Muskelspannung auftretenden Verschluss der oberen Atemwege im Bereich des Schlundes. Dieser wird durch den negativen Einatemdruck ausgelöst. Begünstigende Faktoren für die Verengung der oberen Atemwege können ein vergrößerter Gaumen, vergrößerte Mandeln sowie Fetteinlagerungen im Bereich des Schlundes oder des Zäpfchens sein. Gelegentlich kann auch ein zurückstehender Unterkiefer (Retrognathie) als Ursache festgemacht werden. Während des Atemstillstandes kommt es zu einer vermehrten Belastung des Herzens, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Schlaganfall erhöht sich. Bis zu 90 % der Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom leiden an Übergewicht.

*obstruktiv bedeutet „mit einer Obstruktion einhergehend“ bzw. „verengt“ oder „verschließend“

Untersuchung

Neben der Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) ist die Befragung des Bettpartners (bezüglich nächtlicher Atemstillstände und lautem, unregelmäßigem Schnarchen) sehr wichtig. Genau erhoben werden müssen die Medikamenten- und Suchtmittelanamnesen. Muskelentspannende (muskelrelaxierende) Substanzen wie Alkohol oder Schlafmittel (Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten) können die nächtlichen Atemstillstände hervorrufen bzw. ihre Häufigkeit und Dauer entscheidend erhöhen. Die differenzierte schläfrigkeitsbezogene Anamnese dient unter anderem der Abschätzung der Fremd- und Eigengefährdung. Insbesondere bei Risikopatienten, wie Berufskraftfahrern oder Bediensteten an Überwachungsmaschinen, ist eine ausführliche schläfrigkeitsbezogene Diagnostik im spezialisierten Schlaflabor unabdingbar. Unumgänglich ist eine ausführliche internistische Untersuchung hinsichtlich möglicher Begleiterkrankungen. Vor der Einweisung ins Schlaflabor wird, um stationäre Fehlbelegungen zu vermeiden, vom niedergelassenen spezialisierten Facharzt eine apparative Voruntersuchung durchgeführt, um zu klären, ob eine schlafbezogene Atmungsstörung vorliegt. Bei positivem Ergebnis ist eine polysomnographische Untersuchung im stationären Schlaflabor unabdingbar. Hals-, nasen-, ohrenärztliche Untersuchungen auf Obstruktionen der oberen Atemwege sollten im Vorfeld einer stationären Maßnahme bereits durchgeführt sein.

Schlafdiagnostik

Nur eine stationäre Polysomnographie kann über die Art und den Schweregrad sowie eine geeignete Therapie Auskunft geben. Auch für eine aussagefähige Bewertung der Therapie kann sie sehr hilfreich sein. Im Rahmen der stationären Schlafuntersuchung zeigt sich je nach Schweregrad ein verändertes Schlafprofil mit Tief- und Traumschlafunterdrückung infolge der erhöhten Anzahl Apnoe bedingter Weckreaktionen. Der nächtliche Schlafzyklus kann vollständig aufgehoben sein. Der Sauerstoffverlauf im Blut kann infolge der nächtlichen Atemstillstände deutlich verändert sein und auf eine Unterversorgung hinweisen.

Therapie

Da das Übergewicht vermutlich einen wichtigen mitverursachenden Faktor bei der Entstehung des Krankheitsbildes darstellt, wird der Gewichtsreduktion eine bedeutende Rolle bei der Therapie zugeschrieben.

Bei leichter Erkrankungsschwere (weniger als 10-15 Atemstillstände pro Stunde Nachtschlaf) und fehlenden zusätzlichen (internistischen) Erkrankungen (Komorbidität) stehen konservative Maßnahmen wie Schlafhygiene, Meidung von Alkohol am Abend, Nikotinverzicht, stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus, Vermeidung später Mahlzeiten und gegebenenfalls auch ein Lagepositionstraining im Vordergrund. Das Lagepositionstraining kommt vor allem bei Atemstillständen ausschließlich in Rückenlage in Betracht. Dabei kann das Einnähen von Tennisbällen in den Rückenteil des Pyjamas, das Tragen eines kleinen Rucksackes, eines speziell entwickelten Gürtels oder Westen zur Meidung der Rückenlage bereits hilfreich sein.

Auch solche Hilfen wie z. B. dem Unterkiefer vorverlagerte Schienen können bei leichten Erkrankungen hilfreich sein.

Chirurgische Maßnahmen zur Korrektur der oberen Atemwege dienen der Beseitigung von Veränderungen im Schlund oder in der Nase. Auch können gelegentlich vergrößerte Mandeln oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand nächtliche Atemstillstände begünstigen. Ein chirurgischer Eingriff kann in diesem Fall eine wirksame Therapie darstellen. Spezialisierte operative Verfahren haben eine Vergrößerung des oberen Rachenraumes zum Ziel. Aufgrund der Größe dieser Eingriffe und der möglichen Komplikationen sollten sie nach Risiko-Nutzen-Abschätzung von einem erfahrenen Spezialisten vorgenommen werden.
Die nächtliche Überdruckbeatmung ist eine weitere Option, hier existieren verschiedene Beatmungsweisen, die eine pneumatische Schienung der oberen Atemwege herbeiführen. Somit werden die Atemwege offen und nächtliche Atemstillstände effektiv auf dem Niveau von Gesunden gehalten. Einige Beatmungsweisen sind auch dazu geeignet, den bei seltenen Störungen auftretenden Ausfall des Atemantriebes wieder herzustellen. Bei allen therapeutischen Maßnahmen ist eine ausreichende Wirksamkeit mittels der Polysomnographie zu belegen.

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